Gegen den Wind: Das sind die Aufsteiger im Mittelstandsranking

Gegen den Wind: Das sind die Aufsteiger im Mittelstandsranking

Die aktuelle wirtschaftliche Lage bringt wenig gute Nachrichten: schwache Konjunktur, hohe Insolvenzzahlen, Arbeitsplatzabbau und Produktionsverlagerungen dominieren. Doch wie schlägt sich die Spitze des deutschen Mittelstands? Die neue Version des Rankings Mittelstand 10.000 von DWR gibt Einblicke.

Mit der August-Version des Mittelstandsrankings von DWR werden die Geschäftszahlen breiter sichtbar. Dabei überrascht: Die Top-10.000-Mittelstandsunternehmen in Deutschland konnten ihren Umsatz 2023 im Durchschnitt um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Drei Viertel der Unternehmen gehören zu den Umsatzgewinnern, während 25 Prozent Verluste hinnehmen mussten. Grundlage dieser Zahlen sind Unternehmen, für die Geschäftszahlen aus 2023 vorliegen.

Diese positiven Zahlen spiegeln jedoch nur begrenzt die tatsächliche Lage wider. Nachholeffekte aus der Pandemie und inflationsbedingte Preissteigerungen beeinflussen die Zahlen. Zudem bezieht sich der Umsatz auf weltweite Ergebnisse – das genaue Wachstum aus internationalen Märkten oder durch Produktionsverlagerungen bleibt unklar.

Wer ist zukunftsfähig?

Mittelstandsunternehmen sind mehr als vergangene Geschäftszahlen. Viele arbeiten “unter dem Radar” an ihrer Transformation – von Digitalisierung und Nachhaltigkeit bis hin zu neuen Allianzen und internationaler Expansion. Sie bereiten sich so auf Herausforderungen wie hohe Energiekosten und Fachkräftemangel vor, während sie neue Märkte erschließen.

Das Ranking Mittelstand 10.000
Das Ranking umfasst die wichtigsten deutschen Mittelstandsunternehmen und basiert auf 39 Indikatoren, darunter Umsatz, Mitarbeiterzahl, Patentstärke, Digitalisierungsprojekte und Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Die Rangfolge ergibt sich aus einem Scoring-System, das diese Faktoren unterschiedlich gewichtet.Erfasst werden Unternehmen in überwiegend privatem deutschen Besitz mit einem Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro. Rund 44,7 Prozent der 3.000 identifizierten „Zukunftsunternehmen“ Deutschlands – also Unternehmen in Trend- und Wachstumsmärkten – sind gleichzeitig in den Top-10.000-Mittelstandsunternehmen vertreten. 

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Neueinsteiger

Die August-Version des Rankings verzeichnet 316 Neueinsteiger. Ein Beispiel ist die Frings Solutions Deutschland GmbH, die auf Digitalisierung und Cloudlösungen spezialisiert ist. Das Unternehmen wurde vor über 30 Jahren gegründet und gehört heute zu den zehn höchsten Neueinsteigern des Rankings.

Sven Frings, Gründer der Frings Solutions Deutschland GmbH aus dem schönen Hilden bei Düsseldorf (Bild: Unternehmen)

Die 10 höchsten Neueinsteiger:

  1. Rang 92: Einhell Germany AG, Landau an der Isar (Haushaltswaren)
  2. Rang 669: leon-nanodrugs GmbH, Planegg (Biotechnologie)
  3. Rang 1786: Gerber Architekten, Dortmund (Architekten)
  4. Rang 3021: Haberl Electronic GmbH & Co. KG, Arnstorf (Elektrotechnik)
  5. Rang 3078: Theo Wormland GmbH, Hannover (Modehandel)
  6. Rang 5617: GEO-data, Gesellschaft für Logging-Service mbH, Garbsen (Ingenieure)
  7. Rang 5794: SugarShape GmbH, Stelle (Versandhandel)
  8. Rang 5867: Reformhaus Engelhardt GmbH & Co. KG, Hamburg (Biomärkte)
  9. Rang 5869: Frings Solutions Deutschland GmbH, Hilden (IT und Software)
  10. Rang 6106: ORGA-SOFT Organisation und Software GmbH, Mainz (Softwarehersteller)

Ranggewinner

In der aktuellen Version konnten 8.181 Unternehmen ihre Platzierung verbessern. Ein Beispiel ist die Pollin Electronic GmbH, die sich durch frühe Investitionen in Marktplatzmodelle und E-Commerce hervorgetan hat.

Chef in vierter Generation: Max Pollin (Bild: Unternehmen)

Die Top-10 der Aufstieger:

  1. + 6014 Plätze (jetzt 3850): H. Krieghoff GmbH, Ulm (Freizeitartikel)
  2. + 4829 Plätze (jetzt 5083): GRAFE Advanced Polymers GmbH, Blankenhain (Grundstoffchemie)
  3. + 4505 Plätze (jetzt 1963): Caleg Schrank und Gehäusebau GmbH, Calau (Komponenten)
  4. + 3993 Plätze (jetzt 5580): Dr. Falk Pharma GmbH, Freiburg im Breisgau (Pharmaindustrie)
  5. + 3983 Plätze (jetzt 5569): Pollin Electronic GmbH, Pförring (Versandhandel)
  6. + 3790 Plätze (jetzt 6163): Lantzerath Tankstellentechnik GmbH, Köln (Ladenbau)
  7. + 3745 Plätze (jetzt 5502): Altex Gronauer Filz GmbH & Co. KG, Gronau (Westfalen) (Recycling)
  8. + 3735 Plätze (jetzt 6101): Holzwerke van Roje GmbH & Co. KG, Oberhonnefeld-Gierend (Holzindustrie)
  9. + 3727 Plätze (jetzt 5509): Resol Elektronische Regelungen GmbH, Hattingen (Solartechnik)
  10. + 3571 Plätze (jetzt 5470): encontec engineering & consulting technology GmbH, Schwäbisch Gmünd (Engineering)

Rangverlierer

1.468 Unternehmen mussten Plätze einbüßen, was häufig auf Datenanpassungen, veränderte Mutter-Tochter-Verhältnisse oder neue Zuweisungen in scoringrelevante Segmente zurückzuführen ist.

Die Top-10 der Rangverlierer:

  1. -4188 Plätze (jetzt 9980): HÖRBURGER AG, Waltenhofen (Maschinenbau)
  2. -4165 Plätze (jetzt 9951): BAUGESCHÄFT ERICH GREVE GmbH & Co KG, Twedt (Bau)
  3. -4140 Plätze (jetzt 9925): Kafril Service GmbH, Lossatal (Bau)
  4. -4113 Plätze (jetzt 9877): Wilhelm Vogel GmbH Antriebstechnik, Oberboihingen (Maschinenbau)
  5. -4089 Plätze (jetzt 9850): Willke rail construction GmbH & Co. KG, Wittorf (Bau)
  6. -4078 Plätze (jetzt 9832): IEM Fördertechnik GmbH, Kastl (bei Kemnath) (Anlagenbau)
  7. -4077 Plätze (jetzt 9836): Timmer GmbH, Neuenkirchen (Pumpensysteme)
  8. -4052 Plätze (jetzt 9802): pco GmbH & Co. KG, Osnabrück (Berater-IT)
  9. -3999 Plätze (jetzt 9744): ALRE-IT Regeltechnik GmbH, Berlin (Mess-Regeltechnik)
  10. -3984 Plätze (jetzt 9719): PLÜMAT Maschinenbau Vertriebs GmbH, Espelkamp (Maschinenbau) 

 

Veränderungen in den Top-100

12 Unternehmen haben es in der August-Version des Rankings Mittelstand 10.000 von DWR neu in die Spitzengruppe der Top-100 geschafft.

Nachhaltigkeit und Visionen: Die Geiger Gruppe

Ein Beispiel für zukunftsorientiertes Unternehmertum ist die Geiger Gruppe. Gegründet 1923 von Wilhelm Geiger als Holzhandlung in Oberstdorf, hat sich das Familienunternehmen über vier Generationen hinweg zu einem vielseitigen Akteur mit mehr als 20 Geschäftsfeldern entwickelt. Dazu gehören schlüsselfertiges Bauen, Holzsystembau, Recycling, Baustoffe und Logistik. Mit einem Jahresumsatz von rund 850 Millionen Euro setzt das Unternehmen auf die Kreislaufwirtschaft als zentrales Zukunftsthema.

Unternehmerfamilie mit Visionen im Blut: Die dritte und vierte Generation der Familie Geiger (Bild: Unternehmen / wertvoll Fotografie)

Das Ziel: den Lebenszyklus von Bauwerken zu optimieren und Stoffströme durch nachhaltige Aufbereitung und Wiederverwendung effizient zu nutzen. Für diese strategische Ausrichtung wurde die Geiger Gruppe neu in das Trendfeld „Nachhaltigkeit“ aufgenommen und zählt zu den 12 Neueinsteigern in den Top-100 des Rankings.

 

Die Neueinsteiger in den Top-100

  1. Mast-Jägermeister SE (Spirituosen): Rang 4 (+145)
  2. Materna Information & Communications SE (IT-Dienstleistungen): Rang 32 (+138)
  3. Hörmann Holding GmbH & Co. KG (Elektrotechnik): Rang 51 (+155)
  4. BHS Corrugated (Maschinenbau): Rang 54 (+111)
  5. FERCHAU GmbH (Engineering): Rang 72 (+90)
  6. Refratechnik-Gruppe (Feuerfesttechnik): Rang 86 (+43)
  7. Wilhelm Geiger GmbH & Co. KG (Baustoffindustrie): Rang 87 (+291)
  8. Offen Group (Reedereien): Rang 90 (+29)
  9. Einhell Germany AG (Haushaltswaren): Rang 92 (NEU)
  10. Gebrüder Meiser GmbH (Stahlverarbeitung): Rang 96 (+34)
  11. Lukad Holding GmbH & Co. KG (Komponenten): Rang 97 (+6)
  12. Vorwerk & Sohn GmbH & Co. KG (Automobilzulieferer): Rang 99 (+49)

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Veränderungen in den Top-10

Drei Unternehmen sind neu in die Top-10 aufgestiegen, während der Spitzenreiter Pepperl+Fuchs SE (Elektrotechnik) seine Position verteidigt hat.

Ein bemerkenswerter Neueinsteiger ist die Mast-Jägermeister SE, die durch ihre erfolgreiche Internationalisierung überzeugt. Mit einer Balance aus Tradition und Innovation konnte das Unternehmen seinen Umsatz 2023 um 8,1 Prozent auf 961,7 Millionen Euro steigern und belegt nun Rang 4 im Ranking.

Aktuelle Top-10:

  1. Pepperl+Fuchs SE (Elektrotechnik): unverändert
  2. ZIEHL-ABEGG SE (Maschinenbau): +1 Rang
  3. iwis SE & Co. KG (Automobilzulieferer): +1
  4. Mast-Jägermeister SE (Spirituosen): +145
  5. Orafol Europe GmbH (Kunststoffverarbeitende Industrie): +23
  6. Hengst SE (Automobilzulieferer, Industriefiltration): -1
  7. Schumacher Packaging GmbH (Verpackungsindustrie): -1
  8. Nemetschek SE (Softwarehersteller): -1
  9. MBB SE (Beteiligungen): unverändert
  10. RKW SE (Verpackungsindustrie): +5

Die Top-Standorte des Mittelstands

Die 10 Städte mit den meisten Mittelstandsunternehmen zeigen eine stabile Verteilung. Auffällig ist, dass Stuttgart an Düsseldorf vorbeiziehen konnte.

  1. Hamburg: 336 Unternehmen (+7)
  2. Berlin: 261 Unternehmen (+4)
  3. München: 213 Unternehmen (unverändert)
  4. Köln: 138 Unternehmen (+2)
  5. Bremen: 95 Unternehmen (unverändert)
  6. Nürnberg: 89 Unternehmen (-2)
  7. Stuttgart: 87 Unternehmen (+6)
  8. Düsseldorf: 85 Unternehmen (unverändert)
  9. Frankfurt am Main: 60 Unternehmen (-2)
  10. Bielefeld: 58 Unternehmen (unverändert)
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